1188 RebhausRebhaus
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Bözen
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In diesem Sommerhalbjahr hatten die ‹Bröthers› einiges zu feiern. Mitte August konnten die Hobbywinzer ihr neues Rebhaus einweihen und Ende September die ersten Trauben von den 500 neu gepflanzten Rebstöcken ernten. Damit haben sie wichtige Pflöcke für die weitere Bewirtschaftung dieser Parzelle gesetzt. Denn noch vor wenigen Jahren drohte das Rebgut nördlich von Bözen komplett zu verwildern. Der Besitzer war schwer erkrankt; seine beiden Söhne standen mitten im Berufsleben und hatten nicht genug Zeit, um nebenbei noch 1000 Rebstöcke zu pflegen. Da kam einer der Söhne auf die Idee, die Parzelle zusammen mit Freunden zu bewirtschaften und einen Verein zu gründen – die ‹Bröthers›.
Der Verein zählt neun Mitglieder, die sich die jährlich 15 bis 20 Arbeitseinsätze im Rebberg teilen. «Das funktioniert sehr gut», sagt Vereinsmitglied Daniel John. «Allerdings fehlte uns in den ersten vier Jahren ein zentrales Lager für die Geräte. Diese standen in den Kellern und Garagen unserer Mitglieder. Weil immer wieder unterschiedliche Teams im Rebberg arbeiten, mussten fehlende Geräte erst bei den Kollegen abgeholt werden. Dieses Hin und Her war ziemlich mühsam. Deshalb haben wir uns entschieden, ein Rebhaus zu bauen. Nun haben wir alles Nötige vor Ort. Ausserdem können wir uns dort geschützt vor Regen und Kälte verpflegen und Degustationen durchführen.» Das Rebhaus der ‹Bröthers› ist schon von Weitem gut zu sehen. Es thront auf einem zwei Meter hohen Betonsockel und erinnert mit seiner schlichten, symmetrischen Architektur an einen Sakralbau. Die Vorder- und die Rückseite des Gebäudes sind identisch, beide verfügen über ein raumhohes, fünfeckiges Tor aus Tannenholz. Rückseitig erfolgt der Zugang ins Gebäude, vorne eröffnet sich ein fantastischer Ausblick auf das Dorf Bözen und die umgebende Hügellandschaft. Weil die Seitenwände komplett geschlossen sind und das Innere des Gebäudes dieselbe minimalistische Form aufweist wie das Äussere, stellt sich ein ‹Fernrohr›-Effekt ein, wie man ihn beispielsweise vom ‹Passmuseum Timmelsjoch› im hinteren Ötztal kennt: Die Landschaft scheint einem fast entgegenz springen.
Der 15 Quadratmeter grosse Innenraum ist zweckdienlich gestaltet und strahlt zugleich viel Wärme aus. Die Decken und Wände sind mit hellem Tannenholz ausgetäfert, der Boden ist aus rohem Beton gefertigt. Die zu lagernden Geräte und Kisten lassen sich schwellenlos von der Strasse her über eine Betonrampe ins OG transportieren. Zusätzlichen Lagerraum bietet das Sockelgeschoss. Aussenseitig wurde der Holzbau mit einem matten Titanzinkblech ausgekleidet. Die Fassade kommt ganz ohne Schnörkel aus, selbst auf Regenrinnen wurde verzichtet. «Wir wollten mit diesem modernen Bau ein Zeichen setzen», erklärt Daniel John. «Der Rebbau hat in der Region eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter, vielleicht sogar bis in die Römerzeit zurückführt. Wir möchten dazu beitragen, dass er auch eine Zukunft hat.» Die ‹Bröthers› setzen dabei auf eine möglichst naturnahe, biologische Bewirtschaftung ihrer 2500 Quadratmeter grossen Parzelle. Vor vier Jahren haben sie 500 Stöcke mit einer pilzwiderstandsfähigen Traubensorte angepflanzt; nun wollen sie auch die anderen 500 Stöcke durch eine Piwi-Sorte ersetzen.


Auftraggeber: Bröthers
Baujahr: 2020