Im Sommer 2005 verstummte die Glocke des Schulhauses in Mettau (AG), und niemand wusste, wie das voluminöse Haus künftig genutzt wird. Sollte man es an Private verkaufen – wie dies die Nachbarsgemeinde Oberhofen für ihr unnütz gewordenes Schulhaus vorsah? Oder umbauen und vermieten? Vorerst richtete sich die Spitex im Mettauer Schulhaus ein, später kam eine Fahrschule hinzu und im Dachgeschoss eine Kindertagesstätte. Die Fusion der fünf Kommunen im Mettauertal, beschlossen am 1. Juni 2008, wies dem Schulhaus schliesslich eine neue, bedeutende Rolle zu: als Verwaltungszentrum der neuen Gemeinde Mettauertal.
Dazu mussten die bestehenden grossen Schulzimmer den vielfältigen Nutzungen der Gemeindeverwaltung angepasst werden. Eine knifflige Aufgabe: Auf den drei Geschossen sollten die Gemeindekanzlei, die Finanzverwaltung, die Forstverwaltung, das Betreibungsamt, der Sozialdienst sowie der Gemeinderatssaal und ein Sitzungszimmer für Kommissionen untergebracht werden. Hinzu kamen Lager- und Archivräume, Toilettenanlagen und ein neuer repräsentativer Eingangsbereich.
Das Büro Bäumlin+John konnte die Wettbewerbsjury mit einem Konzept überzeugen, das minimale Eingriffe und maximale Raumnutzung vorsah. Die Besucher gelangen im Norden über eine Eingangstreppe oder eine Rampe ins Foyer, das mit seinem offenen Luftraum eine Verbindung zwischen den Geschossen und rasche Orientierung zu den Anlaufstellen schafft. Die Gemeindekanzlei sowie die Steuer- und Finanzverwaltung haben je einen Schalter mit dahinterliegenden Gruppenbüros; sie verfügen zudem über eine interne Erschliessung. Für vertrauliche Gespräche steht den Besuchern ein intimes Besprechungszimmer zur Verfügung. Im Giebel des Dachgeschosses sind die Sitzungssäle des Gemeinderates und der Kommissionen, sowie die Büros des Gemeindeammanns und des Forstamts untergebracht. Den Sitzungssälen vorgelagert ist eine grosszügige Wartezone. Die Einzelbüros des Sozialdienstleiters und des Betreibungsamtes befinden sich im Erd- und Obergeschoss. Alle Geschosse sind mit einem Lift erschlossen und verfügen über WC-Anlagen.
Der Repräsentativbau zeigt sich selbstbewusst, er kommt aber ohne Muskelspiele aus: Die Wände im Hausinnern wurden mit weissem Abrieb, die Decken mit einer geschlitzten Akustikplatte belegt. Zurückhaltung galt auch bei der Wahl der Böden: Die Beläge der öffentlichen Bereiche sind mit Feinsteinzeug in Anthrazit ausgelegt, die Bürobereiche mit dunkelgrauem Linoleum. Nur minimale Veränderungen nahm man an der Fassade vor. Die bestehende Gestaltung des 100-jährigen Gebäudes wurde weitgehend übernommen, lediglich die Fenster des ehemaligen WC-Bereiches wurden der neuen Funktion entsprechend vergrössert und mit einer Metallzarge in die Fassade eingebaut. Dezent erneuert wurde auch die Fassadenfarbe: Die Flächen sind in gebrochenem Weiss, die Gebäudesockel sowie die Fenster- und Türlaibungen in reduziertem Grau verputzt.
Mit dem Umbau wurde, wie Gemeindeammann Peter Weber bei seiner Einweihungsrede festhielt, eineinhalb Jahre nach dem Zusammenschluss der fünf Gemeinden «ein sichtbares Zeichen » gesetzt – ein «Identifikationssymbol für die neue Gemeinde Mettauertal».
Auftraggeber: Gemeinde Mettauertal
Baujahr: 2010/2011